Bernhard Moosbauer
Alemania
Die Methode der Collage hat mich schon immer fasziniert. Es scheint mir die einzige, zeitgenössische Methode in der Kunst zu sein, die Relevanz hat. Durch die visuelle Beschäftigung mit Picasso und David Hockney und meine Soundarbeit als DJ (mit der Veröffentlichung eigener DJ-Tools) in Kombination mit dem exzessiven Umgang mit sozialen Medien, kam ich schließlich zu meiner aktuellen Arbeit: Super, ein visuelles Collage-Tagebuch: www.super-collagen.de
Ein visuelles Social-Media-Tagebuch (www.super-collagen.de)
Die Digitalisierung und Vernetzung der technischen Medien hat unsere Welt im Innersten verändert. Ein wichtiger Aspekt dieser digitalen Revolution betrifft die Art und Weise, wie sich Bilder verbreiten. Unablässig werden auf sämtlichen „sozialen“ Kanälen unvorstellbare Mengen Bilder veröffentlicht, ein gigantisches visuelles Rauschen, wie es noch vor wenigen Jahrzehnten nicht vorstellbar gewesen wäre.
Verändert haben sich dadurch vor allem unsere Vorstellungen von Autorenschaft und Authentizität. Die Frage, wer der Urheber eines Bildes ist, lässt sich in den meisten Fällen viral durchs Netz gejagter Bilder überhaupt nicht mehr beantworten. Ebenso wenig wie die Frage, ob das, was auf den ersten Blick aussieht wie eine „objektive“ Fotografie, nicht das Ergebnis digitaler Bearbeitung ist und folglich gar keine Realität abbildet. Der Einzelne erscheint in diesem vernetzten Bilderstrom nur noch als ein verschwindend kleiner Knotenpunkt, dennoch trägt er mit seinen Likes und Shares dazu bei, dass die Maschine weiterläuft.
Auch meine Arbeit ist Teil dieser Massenbewegung. In SUPER sammle ich Bilder, Illustrationen und Texte aus meinen Social-Media-Feeds und kombiniere sie mit Material aus meinem persönlichen Archiv zu Bild-Text-Collagen. Das Ausgangsmaterial ist meist tagesaktuell, so gibt es oft Hinweise auf das politische und kulturelle Zeitgeschehen aber auch brisante Themen aus meinem persönlichen Umfeld. Gern verwende ich auch umgearbeitete Selbstportraits oder rekombiniere Objekte aus meiner Umgebung. Wichtig ist mir dabei eine Art dadaistischer Humor. Bewußt verzichte ich auf Style oder eine unverkennbare Handschrift, agiere oft intuitiv und arbeite mit dem Zufall.
Seit 2020 wird zudem jeden Tag eine dieser Collagen auf einer Website veröffentlicht. Mittlerweile sind dort über 1400 Bilder zu sehen. Auf www.super-collagen.de kann man diese einsehen und deren Entwicklung verfolgen…und somit auch indirekt mein teilöffentliches virtuelles Leben.
Die Arbeit wurde dieses Jahr durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Me – dien im Programm NEUSTART KULTUR gefördert.